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Biografie

Esther Bejarano

15. Dezember 1924 in Saarlouis
10. Juli 2021 in Hamburg

Esther Loewy wuchs in einer jüdischen Familie in Saarbrücken auf. Ihr Vater weckte ihr Interesse an der Musik und unterrichtete sie im Klavierspielen. Esther Loewy erlebte eine glückliche, unbeschwerte Kindheit. Diese endete, als sie kaum zehn Jahre alt war.

Der rasant wachsende Antisemitismus nahm auch im Saargebiet, dass bis 1935 nicht zum Deutschen Reich gehörte, zu. 1936 zog die Familie nach Ulm, wo der Vater als Kantor arbeiten konnte. Esther Loewy war, wie alle jüdischen Kinder, vom Besuch staatlicher Schulen ausgeschlossen, konnte aber ein jüdisches Landschulheim besuchen. Schon als Kind trat sie im Jüdischen Kulturbund als Sängerin auf.

Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 besuchte sie ein Vorbereitungslager für die Auswanderung nach Palästina. Die Auswanderung gelang nicht – 1941 wurde das Lager geschlossen und die Jugendlichen wurden in ein Zwangsarbeitslager verbracht. 1943 wurde sie von dort aus in das Arbeits- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert und musste dort schwere Arbeiten verrichten bis sich die Gelegenheit ergab, sich am Mädchenorchester zu beteiligen. Das Orchester war gezwungen morgens und abends am Lagertor zu musizieren, wenn die Arbeitskolonnen aus- oder einrückten. Von Auschwitz wurde Esther Loewy in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück verbracht. Hier hatte sie u.a. Zwangsarbeit für die Firma Siemens zu verrichten.

Am 3. Mai  1945 erlebte sie die Befreiung vom Faschismus. Kurz darauf bereitete sie ihre Ausreise nach Israel vor, wo auch ihre Schwester Tosca lebte. In Israel setzte sie ihre Ausbildung als Sängerin fort und lernte ihren Mann, Nissim Bejarano kennen. Ab 1960 lebte die Familie mit ihren beiden Kindern in Hamburg. Es war ein Schock für Esther Bejarano, zu erleben wie die alten Nazis ihre Funktionen in der Justiz, den Verwaltungen und Bildungseinrichtungen wieder erhalten hatten und neue Nazis oder Leugner des Holocaust offen auftreten konnten. Sie entschied sich, Mitglied der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zu werden und sich mit beeindruckender Unermüdlichkeit gegen neue Rechtsentwicklungen und Nazis zu engagieren. Auch als Musikerin und Sängerin, zunächst mit der Gruppe „Coincidence “, ab 2009 mit „Microphone Mafia“ überzeugte sie auf den Konzerten mit ihren eindringlichen Warnungen von neuem Antisemitismus und Rassismus. In ungezählten Besuchen und Lesungen in Schulen gelang es ihr als Zeitzeugin, Schülerinnen und Schüler zum kritischen Denken und Engagement gegen Rechts anzuregen.